Wenn du dir angewöhnst, dich ordentlich zu benehmen, kann es sein, dass du Marschall wirst. Und wer weiss, ob dir nicht der Kopf von einer Kanonenkugel zu Brei geschossen wird. Das ist doch schön für einen Jungen!"
(Text zu dem 3.Stück der Klavierkomposition "L'enfance de Ko-Quo", 1913)


Im Hintergrund ist ein Auszug aus "Parade" zu hören (Libretto: Cocteau, Picasso: Bühnenbild+Kostüme, Massine: Choreographie). In diese Ballettmusik hat Satie auch Jazzelemente und Geräusche* einbezogen ( im Bild: kubistische Figurinen von Picasso). -
Weil dieses Ballett vom bürgerlichen Publikum als Provokation und Untergrabung patriotischer Moral verstanden wurde, kam es bei der Uraufführung in Paris 1917 zum Skandal. "In den avantgardistischen Künstlern ("Kubisten") vom Montmartre sah man Feinde der Nation (...) Als bekannt wurde, dass die beiden Pariser Galerien, die sich auf Kubismus spezialisiert hatten, im Besitz von Deutschen waren, wurde 'kubistisch' mit 'deutsch' gleichgesetzt. Parade galt als 'kubistisch', also mit dem Feinde verbunden; eigentlich wurde das Stück mit Landesverrat gleichgesetzt." (Wehmeyer, Satie, 2005, S.91 ff.)
Ein zeitgenössischer Augenzeugen-Bericht ist HIER zu lesen!
Außerdem ist eine Rekonstruktion des Balletts PARADE zu sehen bei YouTube > HIER
PARADE (1917)
*Obwohl Cocteau die italienischen Futuristen als "provinziell und prahlerisch" schlecht machte, stützte er sich selbst auf ihre ästhetischen Theorien, indem er die Einbeziehung von mechanischen Geräuschen in die Partitur verlangte.(...) Als Ersatz für die von ihm eigentlich geplanten Dialoge hatte er sich dazu überreden lassen, im Gegenteil er prahlte sogar, er sei "der erste Poet, der sich ohne Worte ausdrückte". Dabei vergaß er allerdings die futuristischen Klanggedichte und das "Poème bruitiste" von Huelsenbeck, in Zürich 1916 von Tzara eingeführt. (Ornella Volta, Satie seen through his letters,1989, S.126)